Das erste Museum der Welt

Die Geschichte von Schloss Ambras

„Nicht weit von Inspruck ist auf einem Hügel gelegen“

Martin Zeiller, 1632

Schloss Ambras liegt am südlichen Stadtrand der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. Bereits aus dem 10. Jahrhundert sind Nachrichten über Ambras überliefert, mit der Schreibweise »Amras« oder »Omras«.

Im Hochmittelalter war es etwa Sitz der oberbayerischen Grafen von Andechs. Auf dem Erbweg ging das Anwesen dann in den Besitz der Tiroler Landesfürsten über.

Der mittelalterliche Bestand lässt sich heute noch an der Bausubstanz des Hochschlosses deutlich ablesen. 1564 wurde Schloss Ambras zum Wohnsitz des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II., der hier mit seiner jungen Familie, seiner Frau Philippine und den zwei Söhnen, Andreas und Karl, einzog.

Das sog. Hochschloss wurde im Stil der Renaissance wohnlich um- und ausgebaut. Als Neubauten hingegen entstanden unterhalb des Wohngebäudes der repräsentative Spanische Saal und ausgedehnte Gartenanlagen.

Ebenfalls als Neubau war eine mehrflügelige Anlage um einen fünfeckigen Hof errichtet worden, das sog. Unterschloss. Darin wurden neben Pferdestallungen und einem Kornspeicher auch schrittweise die prächtigen Sammlungen Ferdinands II., Rüstungen, Waffen, Kunstgegenstände, Gemälde und eine Bibliothek untergebracht. Das gesamte Anwesen war in einen ausgedehnten Park eingebettet, der sowohl als Tiergarten, als Nutz- und Ziergarten mit Wasserspielen Verwendung fand. Ein eigens errichtetes Ballspielhaus diente der Gesellschaft der sportlichen Betätigung.

Bis zum Tode Philippine Welsers (1580) war Schloss Ambras ein Ort geselliger Feierlichkeiten, an denen das Who-is-Who der damaligen Zeit teilnahmen.

Nach dem Tod Ferdinands II. (1595) und dem Verkauf der Sammlungen an Kaiser Rudolf II. wurde es ruhig im Schloss. Nur mehr gelegentlich erstrahlte in den folgenden Jahrhunderten fürstlicher Glanz. Dennoch blieb das Schloss mit seinen Kostbarkeiten ein Anziehungspunkt zahlreicher Reisender, die von den prächtigen Sammlungen regelrecht schwärmten. 

Unruhe brachten schließlich die Napoleonischen Kriege zu Ende des 18. Jahrhunderts, als man aus Sicherheitsgründen die Ambraser Sammlungen von Innsbruck nach Wien evakuierte. Die Sammlungsstücke wurden großteils dann ab 1819 im Wiener Belvedere der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Einmal noch sollte Schloss Ambras zur Wohnung eines Habsburgers werden: für Erzherzog Karl Ludwig, dem Bruder von Kaiser Franz Joseph. Karl Ludwig ließ Schloss Ambras von 1855 bis 1858 zu seiner Sommerresidenz umbauen. Die Architekten Ludwig und Heinrich Förster verwendeten dem Zeitgeschmack entsprechende neugotische Gestaltungselemente. Der Spanische Saal erhielt eine neue Westfassade in Form eines Stufengiebels;

der Bergfried des Hochschlosses wurde um eine vierte Etage aufgestockt und mit einem schlanken Türmchen bekrönt; der Südfassade ein bis zum zweiten Obergeschoß reichender Treppenturm und Balkone hinzugefügt. Das Vorschloss, in dem sich ursprünglich der Speisesaal befand, wurde zu einem von Zinnen bewehrten »Terrassenstöckl«. Die größte Veränderung im Schlosspark war die neue, breit angelegte Auffahrtsrampe vom Unterschloss zum Hochschloss.

1881 entschloss man sich, Schloss Ambras wieder als Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine Entscheidung, die sich ungebrochen bis heute fortsetzt. Seit 1919 befindet sich Schloss Ambras und seine Sammlungen im Besitz der Republik Österreich. Das Museum steht unter der Verwaltung des KHM-Museumsverbandes.

Die kulturhistorische Bedeutung von Schloss Ambras besteht zweifellos darin, dass Erzherzog Ferdinand II. seine bereits damals weithin berühmte Sammlung von Rüstungen, Waffen, Porträts und Naturalien, neuesten naturwissenschaftlichen Instrumenten, Musikinstrumenten und Kunstgegenstände sowie eine Bibliothek hier zusammenführte.

Speziell dafür hatte Ferdinand das Ambraser Unterschloss als einen eigenen als »Musaeum« bezeichneten Bau errichten lassen. Dies macht heute Schloss Ambras Innsbruck zum ersten Museum der Welt. Hier ist das Gebäude selbst zum Exponat geworden und einzig hier ist das historisch früheste systematische Sammlungs- und Präsentationskonzept immer noch am originalen Ort erlebbar. 

„mit vielen sehr schön und raren Dingen wohl versehen und ausstaffiret“