Schloss, Türschloss, Riegel, Gerät, Werkzeug

1494/1508

derzeit ausgestellt:
Unterschloss, Kunstkammer

Objektbezeichnung

Schloss, Türschloss, Riegel, Gerät, Werkzeug

Kultur

Innsbruck ?

Datierung

1494/1508

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer

Inv. Nr.

Kunstkammer, 693

Über das Objekt

Den

rechteckigen Schlosskasten zieren heraldisch rechts der österreichische

Bindenschild sowie das Wappen des römisch-deutschen Königs, der bekrönte

einköpfige Adler. Die Wappen werden durch zwei Embleme des Vliesordens,

Andreaskreuz und Schlageisen, verbunden. Das linke Wappen bezieht sich mit den

zwei gewundenen Schlangen auf die Sforza aus Mailand. Umrahmt ist der

Wappenschild von gotischen Dreipässen. Durch die Verbindung der Wappenschilde

lässt sich eine Beziehung des Schlosses zu Maximilian I. und seiner zweiten

Ehefrau, Bianca Maria Sforza, ausmachen. Die Datierung des Schlosses ergibt sich aus dem

Hochzeitsdatum der Brautleute 1493 und dem Tod Biancas in der

Neujahrsnacht 1510/1511.

Das Schloss ist beidseitig ansichtig gestaltet, mit den gravierten

prächtigen Wappen und einer dunkelgrünen Bemalung mit Rankenwerk auf der

Rückseite. Das Türschloss bot zweierlei Schließmechanismen: auf der

Vorderseite die Möglichkeit zum Verriegeln, auf der Hinterseite mit zwei noch erhaltenen

Schlüsseln zum Versperren. Wo das repräsentative Schloss verwendet wurde, ist

nicht bekannt. Durch die Unionswappen kommen Gebäude in Frage, die sowohl von

Maximilian als auch von Bianca Maria benützt wurden. Dies würde etwa auf das

Frauenzimmer im Nordosten der Innsbrucker Burg zutreffen, einen dem

weiblichen Hofstaat und der Fürstin vorbehaltenen Bereich, der

traditionell nachts aus Sicherheits- und Sittlichkeitsgründen abgesperrt wurde.

Das Türschloss kam in die Ambraser Kunstkammer Erzherzog Ferdinands II., wo es

im siebenten Kasten (Eisenkasten) verwahrt wurde. Die Aufnahme von Alltäglichem

wie einem Schloss mag einerseits unter dem Aspekt der artificialia und scientifica

mit der kunstvollen Verarbeitung erfolgt sein. Andererseits war das heraldische

Dekorationsprogramm von so großer Bedeutung, dass aus dem Schloss ein

Medium dynastischer Propaganda und ein Erinnerungsstück gleichermaßen

machte.