Den
rechteckigen Schlosskasten zieren heraldisch rechts der österreichische
Bindenschild sowie das Wappen des römisch-deutschen Königs, der bekrönte
einköpfige Adler. Die Wappen werden durch zwei Embleme des Vliesordens,
Andreaskreuz und Schlageisen, verbunden. Das linke Wappen bezieht sich mit den
zwei gewundenen Schlangen auf die Sforza aus Mailand. Umrahmt ist der
Wappenschild von gotischen Dreipässen. Durch die Verbindung der Wappenschilde
lässt sich eine Beziehung des Schlosses zu Maximilian I. und seiner zweiten
Ehefrau, Bianca Maria Sforza, ausmachen. Die Datierung des Schlosses ergibt sich aus dem
Hochzeitsdatum der Brautleute 1493 und dem Tod Biancas in der
Neujahrsnacht 1510/1511.
Das Schloss ist beidseitig ansichtig gestaltet, mit den gravierten
prächtigen Wappen und einer dunkelgrünen Bemalung mit Rankenwerk auf der
Rückseite. Das Türschloss bot zweierlei Schließmechanismen: auf der
Vorderseite die Möglichkeit zum Verriegeln, auf der Hinterseite mit zwei noch erhaltenen
Schlüsseln zum Versperren. Wo das repräsentative Schloss verwendet wurde, ist
nicht bekannt. Durch die Unionswappen kommen Gebäude in Frage, die sowohl von
Maximilian als auch von Bianca Maria benützt wurden. Dies würde etwa auf das
Frauenzimmer im Nordosten der Innsbrucker Burg zutreffen, einen dem
weiblichen Hofstaat und der Fürstin vorbehaltenen Bereich, der
traditionell nachts aus Sicherheits- und Sittlichkeitsgründen abgesperrt wurde.
Das Türschloss kam in die Ambraser Kunstkammer Erzherzog Ferdinands II., wo es
im siebenten Kasten (Eisenkasten) verwahrt wurde. Die Aufnahme von Alltäglichem
wie einem Schloss mag einerseits unter dem Aspekt der artificialia und scientifica
mit der kunstvollen Verarbeitung erfolgt sein. Andererseits war das heraldische
Dekorationsprogramm von so großer Bedeutung, dass aus dem Schloss ein
Medium dynastischer Propaganda und ein Erinnerungsstück gleichermaßen
machte.