Arzneimittelbuch der Philippine Welser, Arzneimittelbuch

1560-1570
Verfasser/in: Anna Welser

derzeit ausgestellt:
Unterschloss, Kunstkammer

Objektbezeichnung

Arzneimittelbuch der Philippine Welser, Arzneimittelbuch

Kultur

Augsburg, Bresnitz, Bürglitz, Innsbruck

Datierung

1560-1570

Material/Technik

Papier, Leder, 129 Bll. und ein Zusatzblatt
brauner Ledereinband mit goldfarbenem Ornament

Maße

H. 30,5 cm × B. 20,5 cm geschlossen

Bildrecht

Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.

Schloss Ambras Innsbruck, PA 1474

Über das Objekt

 

Das

Arzneimittelbuch aus dem Besitz der Philippine Welser wurde von ihrer Mutter

Anna Welser zwischen 1560 und 1570 eigenhändig verfasst. Kurz nach der Hochzeit

Philippines mit Erzherzog Ferdinand II. 1557 zog sie von Augsburg zu ihrer

Tochter nach Böhmen und in der Folge nach Tirol, wo sie 1571 starb.

 

Anna

Welsers Arzneimittelbuch entspricht nicht den wissenschaftlichen Kräuterbüchern

der Zeit. Ihr ging es vor allem um die Wirkweise der Pflanzen, während

Hieronymus Bock, Leonhard Fuchs, Otto Brunfels oder der Leibarzt

ihres Schwiegersohnes Ferdinand II., Pietro Andrea Mattioli, sie unter

botanischen Gesichtspunkten betrachteten. Möglicherweise wollte Anna Welser

ursprünglich ein Kochbuch schreiben, denn die Rezepte der ersten Seiten

enthalten keine Hinweise auf irgendwelche Heilwirkungen. Erst im weiteren

Verlauf der Sammlung wird die Absicht erkennbar, heilkundliches Wissen

aufzuzeichnen. Das Arzneimittelbuch ist eine im Lauf der Zeit gewachsene

Sammlung von im Hausgebrauch erprobten Rezepten, die keiner speziellen

Systematik unterliegt. Dennoch lassen sich Schwerpunkte erkennen, die entweder

das Krankheitsbild betreffen – wie z. B. die Rezepte gegen Magenbeschwerden –

oder nach den verwendeten Zutaten geordnet sind, darunter Rezepte mit Quitten

oder Veilchen.

 

Auffallend

ist Anna Welsers ausführliche Beschäftigung mit Kinderkrankheiten, die sie

deutlich von den Erkrankungen Erwachsener unterschied, und der immer

wiederkehrende Hinweis auf die Wichtigkeit der Zahnpflege. Auch die

ausdrückliche Aufforderung, zur Arzneimittelbereitung neues Geschirr und frisch

gewaschene Tücher oder sonstiges sauberes Zubehör zu verwenden, zeigt, dass

Anna Welser den allgemeinen Hygienevorstellungen ihrer Zeit weit voraus war.