Aufsatz mit Kompass, Handstein, Aufsatz

nach 1575

derzeit ausgestellt:
Unterschloss, Kunstkammer

Objektbezeichnung

Aufsatz, Handstein, Aufsatz mit Kompass

Kultur

Süddeutsch (?), Tirol (?), Sachsen (?)

Datierung

nach 1575

Material/Technik

Holz, Eisen, Elfenbein, Metall- und Glasstaub

Maße

H. 22,5 cm, B. 14,5 cm, T. 13,5 cm

Bildrecht

Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.

Schloss Ambras Innsbruck, PA 818

Provenienz

Inventar 1596, fol. 369

Über das Objekt

Der auf einen quadratischen Sockel montierte Aufsatz in Form eines steil aufragenden Gebirges ruht auf vier hölzernen Kugeln und ahmt einen Handstein (Inv.-Nr. KK_4167) nach, der von einem burgähnlichen Gebäude aus Elfenbein bekrönt wird. Die naturalistisch gestaltete Landschaft mit Bäumen, Blumen und Tieren besteht aus mit farbigem Metall- und Glasstaub beklebtem Holz.

Das obere Drittel des Objektes gibt nach dem Aufklappen eine aus Elfenbein bestehende Sonnenuhr mit Kompass frei. Auf den äußeren runden Scheiben bezeichnen in roter Farbe geschriebene römische Zahlen die Stunden; Halbstunden sind durch Sterne markiert. Die Innenseite des Deckels darüber zeigt eine stilisierte Landschaft mit einer Jagdszene und dem Ausblick auf eine Burg. Im Sockel befinden sich drei Schubfächer, die mit Hilfe von kleinen Eisenringen zu öffnen sind. Jedes Fach wurde mit Bezug auf den Kompass beschriftet: "MERIDIE. ORTUS . SE . TEN . RI . OCCASU" (lat. meridies = Süden, ortus = Osten, septentrio = Norden, occasus = Westen).

Der zum ursprünglichen Bestand der Sammlungen Erzherzog Ferdinands II. gehörende Aufsatz bildet ein charakteristisches Beispiel für die in den Kunstund Wunderkammern des 16. Jahrhunderts aufbewahrten dekorativen Schauobjekte, die zugleich als wissenschaftliche Geräte fungieren konnten. Im Nachlassinventar von 1596 wird das damals im dritten Schaukasten präsentierte Objekt als "Schwaczerischer handstain von eingesprengtem plei, steet oben darauf ain schlosz von pain, auf ainem hülzen fuez, plau angestrichen" genannt. Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befindet sich ein vergleichbares Stück, der "Scheuerl'sche Handstein" von 1563.