Graviertes Nautilusgehäuse, Nautilus-Schale, Nautilus-Gehäuse, Nautlius, Meeresschnecke

2. Hälfte 16. Jahrhundert

derzeit ausgestellt:
Unterschloss, Kunstkammer

Objektbezeichnung

Nautilus-Schale, Nautilus-Gehäuse, Nautlius, Meeresschnecke

Kultur

Naturalie: westlicher Pazifik, indischer Ozean: Dekor: Holländisch

Datierung

2. Hälfte 16. Jahrhundert

Material/Technik

Schale einer Nautilus

Maße

H. 8,5 cm × B. 12,5 cm

Bildrecht

Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.

Schloss Ambras Innsbruck, PA 800

Über das Objekt

 

Unter den Schalen der

Mollusken wurden seit dem Mittelalter besonders jene des aus dem südwestlichen

Pazifik stammenden Nautilus als Kostbarkeit angesehen und zu Nautilusschalen –

sogenannten Nefs – verarbeitet. Diese

waren einfache Behälter; meist in der Gestalt eines Bootes für das Besteck oder

die Serviette des Fürsten. Tonangebend wurde der flämische Bildhauer und

Architekt Cornelis Floris de Vriendt (1514–1575) mit einer 1548 in Antwerpen

entstandenen Vasenserie, bei deren Dekoration er Nautilusschalen mit Tier- und

Menschenfiguren zu phantastischen Ornamenten verband. In Verlauf des 16.

Jahrhunderts kamen immer mehr Nautilusschalen auf holländischen

Kaufmannsschiffen nach Europa, die teilweise sogar schon von chinesischen

Künstlern dekoriert worden waren. Die Ausgestaltung der Schalen wurde bald

überaus fein. Auch in der Stillebenmalerei dieser Zeit taucht häufig ein

Nautiluspokal auf. Der als tote Schale noch schöne Nautilus wurde dabei ein verbreitetes

Vanitas-Symbol. Das geschnittene Nautilusgehäuse demonstriert die Virtuosität

des verarbeitenden Künstlers. Die Schwarzgravur erhöht noch die Fragilität des

Objektes und unterbricht auf reizvolle Weise die schillernde Reflexion der

Oberfläche, die so mit Blüten- und Blattwerkdekor und zwei hornblasenden Engeln

verziert ist. Gravierte Nautilusse wurden häufig frei von einer Montierung

belassen, und auch beim vorliegenden Exemplar gibt es keinen Hinweis auf eine

geplante Fassung. Da der Dekor des Nautilus in das ausgehende 16. Jahrhunderts

verweist, kann er zum alten Ambraser Bestand gezählt werden. Auch bei Margarete

von Österreich nahmen Naturalien – unbearbeitet oder kunstvoll geschnitzt – wie

Korallen, Muscheln und Hörner einen hohen Stellenwert ein und wurden im cabinet emprès le jardin (Gartenkabinett)

ihres Mechelner Palastes verwahrt. Katharina von Österreich verwahrt zwei

chinesische Nautilusse, die im Inventar 1579/80 als geschnitzt und mit

silbervergoldeter Fassung versehen beschrieben werden.