"Tödlein"

vor 1519
Künstler/in: Hans Leinberger

derzeit ausgestellt:
Unterschloss, Kunstkammer

Objektbezeichnung

Schnitzarbeit

Kultur

Landshut

Datierung

vor 1519

Künstler

Hans Leinberger (um 1470 - um 1530) - GND

Material/Technik

Birnbaumholz

Maße

H. 22,5 cm

Bildrecht

Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.

Schloss Ambras Innsbruck, PA 694

Provenienz

Inventar 1596, fol. 476

Über das Objekt

Seit dem 15. Jahrhundert wird der Tod mit den Attributen Pfeil, Bogen und Köcher verbildlicht; diese wiederum deuten den Versen des 7. Psalms Davids zufolge auf Gott hin, den gerechten Richter der Frommen wider die Gottlosen: "Gott ist ein rechter Richter. / Vnd ein Gott der teglich drewet [= droht]. / Wil man sich nicht bekeren, so hat er sein Schwert gewetzt. / Vnd seinen Bogen gespannet, vnd zielet. / Vnd hat drauff gelegt tödlich Geschos. / Seine Pfeile hat er zugericht zu verderben" (nach der Übersetzung Luthers, 1545).

Die vollrund aus Birnbaumholz geschnitzte, ungefasste Figur stellt den Tod mit Pfeilen in der erhobenen Rechten, dem Bogen in der Linken und einem umgehängten Köcher dar. Rippen und Knochen liegen teilweise frei, Haut und Kleidungsreste hängen in Fetzen am Skelett. Auffallend ist der ausladende Kontrapost; dieses außergewöhnliche Standmotiv und die dynamische Körperdrehung haben dazu beigetragen, die Skulptur dem Landshuter Bildschnitzer Hans Leinberger zuzuschreiben, der zu den führenden Holzbildhauern an der Wende der Spätgotik zur Renaissance in Niederbayern zählt. Die Zuschreibung basiert auf dem Vergleich mit der Bronzefigur Albrechts IV. von Habsburg für das Grabmal Kaiser Maximilians I. in der Innsbrucker Hofkirche, die eine ähnliche Kontrapost-Haltung zeigt. Das Modell für diese überlebensgroße Statue fertigte Hans Leinberger im Auftrag Kaiser Maximilians I. 1514 nach einem Entwurf Hans Burgkmairs an. Das "Tödlein" wurde vermutlich ebenfalls für Kaiser Maximilian I. angefertigt und ist zweifelsohne das künstlerisch bedeutendste Exponat aus maximilianeischer Zeit in der Ambraser Kunst- und Wunderkammer. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gelangte die Skulptur als Erbstück in die Kunstkammer Erzherzog Ferdinands II., wo sie im Inventar 1596 wie folgt verzeichnet ist: "Der Todt mit seinem bogen und köcher, gar khunstlich von holz geschnitzlt".

Videos zu diesem Objekt

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OESG - Tödlein - Hans Leinberger
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