Dieses Stechzeug gehörte zu einer sechsteiligen Serie,
die anlässlich der zweiten Hochzeit des Tiroler Landesherren Sigmund 1484
hergestellt wurde. Es gelangte zunächst auf dem Erbweg in den Besitz Kaiser
Maximilians I. und wurde 1582 von Erzherzog Ferdinand II. für die
Turnierrüstkammer nach Schloss Ambras gebracht. Das Stechen war neben dem
Rennen eine Turnierform zu Pferd. Seit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert
unterschied man zwischen einer »deutschen« und einer »welschen« (italienischen)
Form. Die deutsche Variante fand auf einem abgeschrankten freien Platz statt,
während beim »welschen« Stechen – zur Steigerung der Schwierigkeit und der
Wirkung des Spektakels – die Turniergegner durch eine hölzerne Barriere
voneinander getrennt waren. Die Turnierrüstungen weisen leichte Unterschiede
auf, so verzichtete man beim deutschen Stechen auf Beinzeuge. Charakteristisch
ist die Helmform in der Tradition des hochmittelalterlichen Topf- oder
Kübelhelms. Der Helm war an Brust und Rücken fest verschraubt. Im Inneren bot
eine wattierte Haube Schutz vor dem Aufprall der Lanze am Kopf; zugleich
verringerte sie dort, wo der Helm direkten auf dem Kopf aufsaß, den Druck des
Eisens. Ein Stechzeug wiegt rund 45 Kilogramm. Die stabilsten Elemente sind das
Rückenstück, der Helm sowie die Brust. Die Arme waren durch Achseln, Scheiben
und die Stecharme geschützt, die linke Hand steckte in einem steifen Fäustling.
Im Gegensatz zum Rennspieß ist jener für das Stechen aus Sicherheitsgründen »stumpf«
und mit einer mehrzackigen Krone versehen.
Informationen über den Ablauf eines ritterlichen
Stechens liefert in farbenfrohen Bildern das Turnierbuch Freydal, eines der autobiographischen Werke Kaiser Maximilians I.